4. Tag: 76 km auf dem Pelly

27.06.2013

 

Überraschung am Morgen

Um 6.00 Uhr wachen wir auf. Nicht mehr ganz so früh, wie an den letzten Tagen. Der Körper scheint die Zeitverschiebung langsam zu akzeptieren. Es ist ungewöhnlich warm und unser Vorzelt zeigt schon, was uns heute erwarten wird: Mücken, Moskitos oder wie die stechenden Insekten hier auch heißen. Sie haben sich zu hunderten in der Apside unseres Zeltes versammelt und warten auf ihr Frühstück. Jetzt heißt es schnell alle Luken auf und nach draußen in der Hoffnung das der Wind und ein morgendliches Bad ein Stechen verhindern. Vor dem Rausgehen natürlich zuerst die Rüstung aus dicker Fleecejacke, langer Hose und dicken Socken anziehen. Und das bei 20 bis 25 Grad im Schatten. Aber nichts hilft. Es ist windstill. Das DEET versagt. Sie stechen sogar durch Hose und Socken. Nachdem Einsprühen verzichten wir auf die Fleecejacke, das war aber zu vorschnell weil das Mittel in keiner Konzentration hilft. Nur uns wird von dem ganzen DEET ein wenig schwummrig. Zum Frühstücken nehmen wir uns nur wenig Zeit, wollen schnell einpacken und abhauen. Hartmut zieht seine Rüstung aus Fleecejacke und zum ersten Mal auch den Mückenhut an und wir packen schnelle alle Sachen zusammen. Unter dem Mückenhut wird es scheinbar noch heißer so dass er richtig miese Laune bekommt.

 

Nach den drei Tagen steigender Mückenaktivität kommt der Gedanke ans Aufgeben oder Abkürzen. Beim Paddeln ist es oft sehr heiß und sobald man das Ufer ansteuert wird man von unzähligen Mücken angefallen. So haben wir das noch nicht erlebt. Aus diesem Grund waren auch wohl alle Lagerbestände an OFF - Deep Woods in den Läden ausverkauft. Wir erinnerten uns an die leeren Regale und an die letzten Flaschen Muskol, die wir noch erstanden haben. Und dann der Verbrauch! Werden unsere Dosen überhaupt bis Pelly Crossing reichen? Und wie sehen die Lagerbestände bei der Tankstelle in Pelly Crossing aus? Mit vielen Fragen und "dicker Luft" verlassen wir von Mücken verfolgt unser Camp. Es ist wieder extrem heiß, aber zum Glück haben wir nach einiger Zeit Ruhe vor den Biestern.

 

Der erste Elch

Auf dem Fluss lassen wir uns zur Entspannung ab und zu treiben, aber immer darauf bedacht, das Boot  in Richtung zu halten. Hinter einer Kurve sehen wir einen Elchbullen der aber sofort das Weite sucht. Ansonsten ist von der Großtierwelt wenig zu sehen, denen ist auch wohl zu heiß.

 

Ungewollte Rapids

Nach ca. 35 km haben wir bei einer Abzweigung den falschen Kanal genommen. Bewusst wurde uns dies aber erst, als wir die Rapids vor uns sehen. Im letzten Jahr sind wir richtig gefahren und haben die stehenden Wellen von der anderen Seite betrachten dürfen. Mist - jetzt sind wir falsch! Auf einem geraden Stück verengt sich das Flussbett immer weiter und wird durch große Barrieren richtig aufgewühlt. Es stellt sich jedoch heraus das die Wellen in diesem Jahr viel kleiner sind,  und gut durch- und umfahren werden können. Hat sogar Spaß gemacht. Das Boot lag wieder super im Wasser. Man sollte aber doch öfter auf die Karte sehen.

 

Wieder falsch!

Nach weiteren 15 Kilometern erwischen wir an einer Abzweigung wieder den falschen Arm. Hartmut prüft die Karte und diese beschreibt beide Arme als fahrbar. Die Strömung wird deutlich schneller und verglichen mit der Karte  hat der Fluss sich einen komplett neuen Weg gesucht. Schon bald sehen wir, wie das Wasser an den sandigen Ufern tiefe Höhlen gerissen hat und es fallen in diesen Höhlen immer wieder laut tösend ganze Landmassen ins Wasser Die Steilwände ragen ca. 10 m in die Höhe und die Bäume stehen buchstäblich auf einer Zunge über dem Wasser weil der Fluss sich unter die Wurzel schiebt. Das kann gefährlich werden und wir müssen kräftig paddeln um nicht nach außen gedrückt zu werden. Zuerst geht es 180 Grad rechtsherum und nach einer kurzen Gerade um 180 Grad nach links. Das ganze Teilstück fahren wir in einer viertel Stunde, gefühlt war es jedoch deutlich länger. Danach nimmt der Fluss wieder richtig Fahrt auf, links von uns Kiesstrände und rechts immer wieder Baumleichen im Wasser. Wir kommen wieder in den "alten" Fluss, scharf rechts müssen wir, dort liegt aber ein riesiger Logpile. Wir legen erstmal an der linken Seite an und treideln etwas. Diese Durchfahrt war schon nicht ohne. Nach diesem Erlebnis ist wenigstens der Ärger über die Mücken erst mal vergessen.

 

Die Campsuche gestaltet sich heute wieder als etwas schwieriger. So haben wir am Abend 76 km gepaddelt und konnten damit heute ein wenig im Zeitplan aufholen.

 

Wir finden eine kleine Insel und werden nur von wenigen Mücken geärgert. Zum Abendessen gibt es frisches Bannock, Tütenessen und ein Glas Wein.