6. Tag: Vorbei an Pelly Crossing

29.06.2013

 

Armeen aus dem Unterholz

Die Armeen hatten sich in der Nacht wohl formiert. Zu früh gefreut! Die Apside unseres Zeltes ist gespickt mit schwarzen Punkten, die sich bei genauerem Hinsehen als lebende Mücken entpuppen. Es ist auch nicht zu überhören, das Surren. Also, wieder Mückenrüstung anziehen und schnell ins Freie um ein wenig mehr Platz für die Abwehrmaßnahmen zu haben. Es ist nicht sehr warm, so kommen die Mücken nicht sofort nach und uns bleibt Zeit nach einer Verschnaufpause großflächig DEET aufzutragen. Wir frühstücken schnell und packen in Windeseile unsere Sachen zusammen.

 

Auf dem Fluss verfolgen uns dann die Biester, aber nur vereinzelt. Zur Abwehr hat jeder von uns eine Sprühdose griffbereit.

 

Granite Canyon

Vor uns liegt der Granite Canyon. Dieser Teil des Pelly Rivers ist gesäumt von relativ steilen Ufern. Im Flussbett haben sich mal rechts, mal links große Steinbrocken gelegt, die das Wasser immer wieder aufschäumen. Wenn man die Karte beachtet kommt man hier ganz gut durch. Das Ende des Canyon wird von einer Felsspitze mitten im Fluss gekennzeichnet, dem Needle Rock. Er ist nicht sonderlich groß und es gibt nur in seinem direkten Umfeld ein paar größere Wellen.  Am Needle Rock fährt man rechts vorbei. Man sollte jedoch auch nicht zu weit rechts am Ufer fahren, weil sich hier nach einem Felsvorsprung mehrere hohe stehende Wellen bilden. Im letzten Jahr haben wir die noch voll mitgenommen, in diesem Jahr aber geschickt umfahren.

 

Der Granite Canyon ist der Höhepunkt an diesem Tag. Weiter flussabwärts kommt, wie wir aus dem Vorjahr wissen, ein langer Abschnitt gesäumt mit nicht enden wollenden steilen Sandufern. Viel Sand, wenig grün und ein immer gleiches Bild begleiten uns auf den letzten 30 Kilometern vor Pelly Crossing. Ein Pferd am Ufer begrüßt uns wieder in der Zivilisation und je mehr man sich Pelly Croosing nähert umso dichter wird das Ufer von Fish Camps besiedelt.

 

Pelly Crossing

In Pelly Crossing kreuzt der Klondike Highway den Pelly und man kann an der linken Seite hinter der Brücke gut anlanden. Hier befindet sich der etwas verwahrloste offizielle Campground. Hartmut geht einkaufen. Das erste Fahrzeug, an dem er vorbeiläuft, ist ein Wohnmobil mit niederländischen Kennzeichen. Unglaublich! Das sprichwörtliche Holländerklischee lebt auch im Yukon.

 

In der Zeit des Wartens am Fluss zieht ein Gewitter über uns her. Blitz und Donner gefolgt von kräftigem Regen. In den letzten Stunden hatten wir das Gewitter im Nacken, es sah aber so aus als ob wir verschont würden. Falsch gedacht! Ein wenig durchnässt machen wir uns auf den Weg  zum Camp des letzten Jahres.

 

Das "alte Camp" ganz anders

Etwa 5 km flussabwärts hatten wir 2012 auf einer Insel unser Zelt aufgeschlagen. Angekommen suchen wir einen Platz für das Zelt. Sehr schwierig, die Insel ist groß aber der letzte Winter, bzw. das Eis und das Schmelzwasser haben hier kräftig gewütet und überall faustgroße Steine verteilt oder freigelegt. Auf denen schläft es sich nicht so gut. Zu allem Überfluss fängt es während der Suche auch noch an zu regnen. So wie es aussieht kein Schauer sondern lang anhaltend. Wir bauen im Regen unser Küchenzelt auf und warten bei einer Tasse Kakao auf eine Regenpause.

 

So hatten wir uns den Abend nicht vorgestellt. Es dauert! Dann endlich lässt der Regen nach und wir können unser Camp aufschlagen. Es werden schnell Burger gebraten und verspeist. Nach dem Essen machen wir uns noch an die Reinigung der Sachen. Alles ist nass und sandig und unsere Laune wie das Wetter. Aber der Regen  lässt uns nun weiter in Ruhe und wir verbringen eine trockene Nacht im Zelt. Das hat aber ein wenig Schieflage, wir haben einfach nichts besseres gefunden.