9. Tag: Bären Tag

02.07.2013

 

Rabe, oder wer?

In der Nacht hat es viel geregnet. Wir werden am Morgen durch Vogelgeschrei geweckt. Vielleicht wieder ein unzufriedener oder streitsüchtiger Rabe. Die sieht man hier häufig. Schließlich ist der Rabe das Wappentier des Yukon Territoriums und zahlreich vertreten.

 

Der Regen hat aufgehört und die Sonne bricht hervor, der Himmel lichtet sich. Schönstes Wetter.

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück müssen wir die Sachen zusammenpacken. Schade! Gerne wären wir auf dieser Insel noch einen weiteren Tag geblieben, aber unser Vorhaben und die noch folgende Strecke lässt uns keine Zeit einen Trödeltag einzulegen. Und der Gedanke, nur bis Dawson City zu paddeln ist weit weg gerückt seitdem uns die Mücken in Ruhe lassen und das Wetter erträglich wird. Nicht zu warm und wenige Schauer sind OK. Wir sind ja schließlich fast in Alaska.

 

Horst

Um 10.00 Uhr paddeln wir los. Kurz hinter der Insel scheint die Quelle des Vogelgeschreis zu liegen. Wir sehen ein Adlerpärchen in ihrem Horst. Leider ist der Fluss sehr unruhig. So ist verwackelungsfreies Fotografieren schwer möglich. Wie ein altes Ehepaar hocken sie im Nest und scheinen sich zu besprechen was zu tun ist.

 

Ein brauner Schwarzbär

Kurz vor 11.00 Uhr sehen wir einen wandernden braunen Fleck am rechten Ufer. Direkt am rechten Ufer, das aus einer steilen Felswand besteht. Ein Bär, weit entfernt, aber wir kommen ihm stetig näher weil er langsamer geht als der Fluss fließt. Wir sind auf der richtigen Seite des Yukon und paddeln leise näher ans Ufer. Lautlos schleichen wir uns von hinter an. Gänsehaut! Der Puls wird höher. Der Bär trottet weiter am Ufer entlang und scheint uns trotz Rückwind noch nicht gewittert zu haben. Wann sollen wir uns bemerkbar machen? Wie wollen das Tier ja nicht erschrecken.

 

Das Boot haben wir auf ca. 30m Abstand zum Ufer in die Strömung gestellt uns treiben nun an dem Bären vorbei. Klick, Klick, Klick, Hartmuts Kamera macht rasend schnelle Bildfolgen und ich versuche den Bären mit der kleinen Kamera zu filmen. Sch..., zur Seite gerichtet kann ich das Display nicht mehr sehen, also runter vom Stativ. Jetzt ranzoomen, Sonnen von hinten, das Display ist wieder trübe. Es blendet, nichts zu sehen. Also versuche ich zu zielen und  beobachte.

 

Der Bär hat uns inzwischen bemerkt, verändert seinen Gang aber nicht. Er bleibt ruhig und wir machen Fotos und versuchen den Moment festzuhalten. Dabei kommen wir immer näher ans Ufer. Jetzt sind es vielleicht nur noch 20 m. Man fragt sich schon, was passiert wenn der Bär ins Wasser springt und sich verteidigen möchte, Bären sind ja schließlich gute Schwimmer. Aber das passiert nicht. Als wir vorbei sind schnaubt der Bär einmal. Er wollte wohl mitteilen: Nicht näher, sonst... Aber wir sind schon vorbei. Kurz überlegen wir am Ufer auf den Bären zu warten, aus Sicherheitsgründen und Respekt wird der Gedanke jedoch schnell wieder verworfen.

 

Regenpause

Vor lauter Aufregung haben wir gar nicht gemerkt, das sich die Wolken zusammengezogen und mächtig verdunkelt haben. Da steckt Regen drin und der sollte sich bald über uns ergießen. Macht nichts, mit Glücksgefühlen im Bauch legen wir an und ziehen unsere Regensachen an. Im Regen am Ufer wartend geht das Grinsen trotzdem nicht aus dem Gesicht. Das Schauer dauert ca 10 Minuten und noch bevor es aufhört, sieht der Himmel schon zum großen Teil wieder blau aus. Das nenne ich wechelshaft. Regensachen wieder aus und weiterpaddeln. 

 

Ein Schwarzer 

Kurze Zeit später sehen wir einen schwarzen Fleck am Ufer. Noch ein Bär! Wieder an der richtigen Seite. Also wieder ein wenig näher ans Ufer, aber nicht ganz so nah ran. Der Bär könnte sich ins Unterholz verdrücken und wir wollen ihn nicht erschrecken. Noch nass vom letzten Schauer steht er da. Wie angewuzelt noch Gras im Maul dreht er uns lediglich seinen Kopf entgegen und beobachtet uns. Er frisst nicht weiter. Was der wohl denkt? ... Vielleicht 30 oder 40 m entfernt treiben wir vorbei und versuchen das Erlebnis in den Kameras zu konservieren. Wieder Gänsehaut mit hohem Puls! Mit putzigem Blick dreht er sich noch einmal zu uns und schon sind wir wieder vorbei. Schade das man auf dem Fluss nicht anhalten kann, oder zum Glück. Es kommt wohl auf die Sichtweise an.

 

White River Delta

Weiter ging es vorbei an Kirkman Creek. Wir wollen die Insel aus dem letzten Jahr ansteuern. Im White-River Delta schauen wir uns auch das Camp aus 2010 an. Geht gar nicht, alles überschwemmt. Der Wind peitscht, wie immer an dieser Stelle aus Richtung des White-Rivers auf uns ein. Man hat das Gefühl bei dieser Weite nicht voran zu kommen. Das GPS ist da anderer Meinung. Es ist überhaupt ein Teil des Flusses, der bei starkem Wind sehr unangenehm ist. Der Fluss ist unwahrscheinlich breit und man muss höllisch aufpassen. Ständig befinden sich Sandbänke mitten im Fluss. 

 

Campsuche

Leider müssen wir feststellen, das wir das letztjährige Camp nirgends eingezeichnet haben. Und so ist unsere Suche erfolglos, wir finden das Camp nicht. Statt dessen landen wir nach 82 Kilometern kurz vor einem weiteren Schauer, von denen es heute genügend gab, an einer etwas zu schlammigen Insel an und bauen das Zelt auf dem einzigen trockenen Fleck auf. Zahllose vorherige Versuche ergaben nichts besseres. Es ist extrem windig und kalt. Dazu noch der Regen.

 

Schnelles Essen

In einer Regenpause bereiten wir Lasagne aus der Tüte zu, mit Spiralnudel hat das Gericht wohl wenig mit Lasagne zu tun! Wir essen etwas hastig um uns schnell ausgekühlt in den Schlafsäcken wieder aufzuwärmen.

 

Grandioser Tag mit ernüchterndem Abschluss. Gute Nacht!